Ornithologischer Reisebericht Andalusien

05 - 12 Februar 2003

© Alexander Wöber
© Photos Rainer Jahn

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1. Tag

Flug von Frankfurt über Mallorca nach Jerez de la Frontera

Bei der Zwischenlandung in Mallorca konnten wir den Flughafenbereich natürlich nicht verlassen, trotzdem war es mir, als hätte ich eine Rauchschwalbe über das Rollfeld fliegen sehen. Bei der Landung in Jerez de la Frontera wurden wir von einem Kuhreiher erwartet, der auf der Grünfläche neben dem Rollfeld nach Futter suchte. Kleine und grössere Trupps von Kuhreihern sollten uns während der ganzen Reise noch begegnen. Bei der Ankunft im Hotel in Chiclana de la Frontera waren wir sehr überrascht einen Balkon zu besitzen, der direkt zum Strand hinaus gelegen war. Der Atlantik war nur 100 m entfernt und es boten sich gute Möglichkeiten Seevögel zu beobachten. Im November 2001 konnte ich mehrere Tage Schwarzschnabel-Sturmtaucher beobachten, in diesem Jahr ließen sich Balearensturmtaucher entdecken, sowie, Skua, Tordalken, Brandseeschwalben und Basstölpel. Karte West-Andalusien
Saxicola torquata In einem Wacholderbusch unter unserem Appartment warnte eine Samtkopfgrasmücke, neben Haussperling und Einfarbstar eine häufige Art auch im Siedlungsbereich. Südlich von Chiclana geht der Sandstrand allmählich in eine Felsenküste über, auf deren Kuppe sich niedriger Strauchbewuchs befindet. Häufige Vögel hier waren neben der Samtkopfgrasmücke, das Schwarzkehlchen und die Provencegrasmücke.

2. Tag

Ausflug in den Parque Natural Entorno de Doņana

Östlich der Stadt Sanlucar de Barrameda, im Mündungsgebiet des Guadalquivir, befindet sich der Eingang zu diesem Schutzgebiet. Gleich hinter dem Tor befindet sich links ein Parkplatz, der an einem See gelegen ist. Auf diesem See kann man große Trupps der Weißkopf-Ruderente sehen, über dem See segelte ein Rotmilan, auch ein Zwergadler der hellen Morphe ließ sich immer wieder einmal blicken. In der Schilfzone um den See ist der Seidensänger ein häufiger Vogel. Auch unser erstes Purpurhuhn konnten wir dort sehen. In dem Kiefernwald sangen Zilpzalp und Mönchgrasmücke, auch die Ringdrossel überwintert hier.
Fährt man den schlecht ausgebauten Weg weiter, kommt man schliesslich zu einem Salinengebiet. Natürlich sind hier Flamingos zu finden, neben Löfflern und verschiedenen Limikolen findet man hier auch die Dünnschnabelmöwe.
Dünnschnabelmöwe
Die trockenen Gebiete um die Salinen werden von Cistensänger, Hauben-, Stummel- und Kalanderlerche bewohnt. Alle drei Arten waren schon eifrig mit ihrem Singflug beschäftigt.
Alpenstrandläufer, See- und Kiebitzregenpfeifer

3. Tag

Ausflug in den Parque Nacional de Doņana

Ausblick
Nicht gerade der kürzeste Weg, da es über den Guadalquivir keine Brücke gibt. Wir entschlossen uns die Autobahn über Sevilla zu nehmen. Nach dem bekannten Städtchen El Rocio gibt es zwei Besucherzentren. Von dort aus kann der Nationalpark betreten werden. Es gibt auch etliche Unterstände, von denen aus man das Gebiet überblickt. Es gab nicht viel an Masse, aber dafür an Klasse zu sehen. Ein großer Trupp Sichler, Seidenreiher und Rallenreiher, sowie einige Purpurhühner.
Sichler
Purpurhuhn Rallenreiher
Iberische Blauelster Endlich hatte ich auch Gelegenheit einen Vogel zu sehen, der ganz oben auf meiner Liste stand: Die Iberische Blauelster. Wir sahen mehrere Trupps und die Vögel ließen sich auf einem Parkplatz auch füttern. Auf dem Rückweg sahen wir direkt an der Straße auf einer Leitung noch einen Mittelmeer-Raubwürger sitzen.

Mittelmeer-Raubwürger

4. Tag

Ausflug in die nähere Umgebung

Das Hinterland von Chiclana ist sehr hügelig und von Ackerbau geprägt. Auf einer Kuppe hielten wir an. Zunächst bemerkten wir nicht, dass unmittelbar hinter uns auf einem Felsen mehrere Gänsegeier auf Thermik warteten.
Gänsegeier Kalanderlerche
Überall auf den Feldern sangen Hauben- und Kalanderlerchen, die hier im Süden Spaniens anscheinend unsere Feldlerche vertreten. Das Rothuhn ist überall auf den Feldern häufig anzutreffen und auf einen Steinhaufen mitten auf dem Acker saß ein Steinkauz. In der Nähe befanden sich mehere Teiche die von dutzenden Weißstörchen belagert wurden. Auch auf einer nahen Müllkippe waren neben hunderten von Möwen viele Weißstörche zu sehen. Östlich von Chiclana liegt ein malerisches Städtchen namens Medina Sidonia, das auf einer Anhöhe liegt. Der Ort ist umgeben von Wiesen und Feldern.
Medina Sidona
Wir wurden auf zwei Falken aufmerksam, die sehr dicht bei einander saßen. Recht ungewöhnlich für Turmfalken um diese Jahreszeit. Tatsächlich handelte es sich um 2 adulte Männchen des Rötelfalken.
Rötelfalke
In der Nähe waren noch mehr dieser Vögel bei der Jagd zu beobachten. Während Rainer sich darauf konzentrierte einige Fotos zu schießen, wurde ich auf ein pfeifendes Fluggeräuch aufmerksam. Ein Trupp von etwa 10 Zwergtrappen flogen an uns vorbei und landeten hinter einem Hügel ausser Sichtweite. Wir konnten sie am nächsten Tag noch einmal auf einem nahen Rapsfeld sehen. Tatsächlich scheinen viele sogenannte Langstreckenzieher unter den Vögeln durchaus nicht erpicht darauf zu sein den Winter in Afrika zu verbringen. Neben Zwergadler, Weißstorch und Rötelfalke waren es vor allem immer wieder kleine Trupps von Rauchschwalben, die unsere Aufmerksamkeit fesselten. Sogar einzelne Mehl- und Uferschwalben waren zu sehen. Ob es sich dabei um echte Überwinterung in Europa, oder aber um ungeduldige Frühzieher handelte, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.

5. Tag

Im Gebirge

Überall in Spanien sind die nächsten Berge nicht weit. Über Medina Sidonia mit Zwischenstopp bei unseren Zwergtrappen und Rötelfalken ging es über Arcos de la Frontera Richtung Ronda. Überall in den Bergen konnte man Gänsegeier im Aufwind segeln sehen. Bei einem kleinen Städtchen namens Grazalema machten wir halt, um den Ausblick auf einen Stausee und das darunter liegende Tal zu genießen. In der Umgebung sangen zwei Theklalerchen. Wer sich sicher sein will in Spanien Theklalerchen zu finden, sollte ins Gebirge fahren, denn hier kommt die Haubenlerche nicht vor. Aber auch sonst stehen die Aussichten recht gut, denn Theklalerchen sind in Spanien doppelt so häufig wie die Haubenlerche, die jedoch hauptsächlich die Agrarsteppe bevorzugt. Wir hatten vorher schon die Gelegenheit Theklalerchen zu beobachten, hörten aber nun zum erstenmal den Gesang. Neben Passagen, die der Haubenlerchen ähneln, sind es vor allem trillernde, finkenähnliche Passagen, die ich so noch nie von einer Haubenlerche gehört habe und die offensichtlich zum arteigenen Gesang der Theklalerche gehören. Am Fuße des Dorfes Grazalema hatte sich ein großer Schwarm von Alpenkrähen auf einem Feld versammelt. Immer wieder kamen neue kleine Trupps hinzu, die schon von weitem lärmend riefen.
Alpenkrähe Trauersteinschmätzer
Ganz offensichtlich diente diese Zusammenkunft weniger dem Nahrungserwerb, sondern es handelte sich wohl um ein soziales Treffen von Vögeln aus der Umgebung. Auf der Weiterfahrt Richtung Ronda, machten wir am Südhang eines Berges halt, um nach dem Trauersteinschmätzer Ausschau zu halten. Tatsächlich wurden wir auch fündig und konnten ein Weibchen und zwei Männchen für längere Zeit beobachten. Auch die Blaumerle ließ sich kurz einmal blicken. Unsere Weiterfahrt wurde durch einen Trupp kleiner Vögel gebremst, die mitten auf der Straße nach Nahrung suchten. Die Bestimmung bereitete kurz Schwierigkeiten, weniger aus Unkenntnis als vielmehr aus Ungläubigkeit. Es handelte sich um Alpenbraunellen. Tatsächlich verbringen diese Vögel soweit im Süden nur den Winter. Die Sommermonate sind ihnen wohl selbst hier in den Bergen zu heiß.

6. Tag

Noch einmal Parque Nacional de Doņana

Unser erneuter Ausflug in den Nationalpark schien außer den bisher gesehenen Vögeln nichts neues zu bringen. Als ich aus einer Schutzhütte ins Freie trat, sah ich ein Rothuhn hysterisch schreiend von einer offenen Fläche in den nahen lichten Pinienwald fliegen. Ein grosser Greif schoß plötzlich hinter dem Huhn her im gewagten Flug unter den Bäumen hindurch. Ich dachte schon den lang gesuchten Kaiseradler, der hier brütet, vor mir zu haben, als der Vogel nach erfolgloser Jagd wieder aufstieg und seine helle Unterseite sichtbar wurde. Der Habichtsadler tat uns dann noch den Gefallen geraume Zeit in der Nähe zu kreisen, so dass wir ihn ausführlich beobachten konnten. Habichtsadler

7. Tag

Die Küste

Zwischen Cadiz und Chiclana de la Frontera befinden sich mehrere Salinengebiete. Eigentlich ist die Küste abgesehen von den Siedlungen ein einziges Feuchtgebiet. Mehrere kleine Flüsse fließen hier in den Atlantik und alles ist durchzogen von Entwässerungskanälen. Wir hatten am letzten Tag noch etwas Zeit um diese Gebiete etwas zu erkunden. Zu den häufigsten Vögeln hier zählt sicherlich der Stelzenläufer, aber auch der Seidenreiher. Wir sahen Flamingos, Löffler, Raubseeschwalben, Säbelschnäbler, Uferschnepfen, Alpen- und Zwergstrandläufer, Fluß- und Seeregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer und Brachvogel.
Seidenreiher Stelzenläufer

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